Der Glaube – Anfang aller guten Werke?

Der Glaube – Anfang aller guten Werke?

Der Glaube – Anfang aller guten Werke?

Interview: Paulina Tsvetanova

Klaus Cenkier ist zeitgenössischer Bildhauer und Kunstgießer. In seiner brandenburgischen Heimat südwestlich von Potsdam, hat er Vieles bewirkt – zum Beispiel ist er einer der Hauptinitiatoren der aktuellen Ausstellung „Sie können nicht anders. Bildhauer begegnen einer Bischofsresidenz“ in der Burg Ziesar. Die Ausstellung konfrontiert den historischen Ort, der in vielerlei Hinsicht von christlicher Weltsicht durchdrungen ist, mit künstlerisch-zeitgenössischen Antworten auf die Frage nach der Rolle von Religionen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Burg Ziesar, ein seltenes Baudenkmal, war eine mittelalterliche Residenz der Bischöfe von Brandenburg. Für einen Großstädter ist das alles noch irgendwo in der Pampa. Doch hat dieser Ort eine magische Anziehungskraft und ist mehrere Besuche wert.

Klaus Cenkier

Im Jahr 2016 fand ein mehrwöchiges internationales Bildhauersymposium auf der Burg Ziesar statt. Künstler aus unterschiedlichen Kulturkreisen und verschiedenen religiösen Milieus haben sich mit den Themenfeldern Religion / Christentum und Reformation auseinandergesetzt. Erzähl uns bitte ein wenig über den Hintergrund der Ausstellung.

Der Gedanke wurde durch Dr. Bergstedt schon während des Symposiums 2016 aufgegriffen, da ja auch das bevorstehende Reformationsjahr bestimmte Höhepunkte in Ziesar haben sollte.

Was haben die Bischöfe von Brandenburg im Besonderen bewirkt?

Wir alle leben hier in einem christlich geprägten Kulturkreis.Ich bin immer wieder fasziniert über die Kunst, die Christen damals auch in den Ostelbischen Raum getragen haben. Besonders hervorheben möchte ich beim ehemaligen Bischofssitz Ziesar die wunderschöne Kapelle mit der sehr gut erhaltenen mittelalterlichen Ausmalung und den Jerusalem-Raum in der Burg.

 

Ihr seid 6 Bildhauer, die in klassischen bildhauerischen Materialien und Techniken, vorzüglich in Bronze, arbeiten? Ist das zeitgenössisch und zeitgemäß?

Ab etwa 2200 v. Christus taucht Zinnbronze regelmäßig auf. Sie hat ihren Reiz bis heute nicht verloren, setzt sich gegenüber anderen Materialien weiterhin durch, da sie zeitlos-edel ist.

Was ist das Gemeinsame, was das Unterschiedliche an Eurer Auseinandersetzung mit dem Thema?

Das gemeinsame ist die Ausstellung in der Ausstellung, d.h. die Werke stehen in der Dauerausstellung des Museums-eine gelungene Kombination! Jeder von uns setzt sich auf ganz unterschiedliche Weise und Ausdrucksform mit dem Thema auseinander.

Das ist ja nicht Eure erste gemeinsame Ausstellung. Was schweißt Euch zusammen?

Die Künstlergruppe El Vuelo de Bronce gibt es schon viele Jahre. Die gemeinsame Arbeit auf den Symposien gibt jedem von uns starke Impulse.

Du bist ein erfahrener Kunstgießer. Erzähl uns von der Kraft der glühenden Bronze….

Die Arbeit mit glühender Bronze, da tauche ich in eine besondere Welt ein, Stichwort-Feuer, Erde, Wasser. Die flüssige Bronze so zu lenken, dass sie die Form gut füllt ist ein Abenteuer.

Bronzeguss

Ich sage es ein wenig provokant – Kunst in der Provinz ist ein neuer Trend. Inzwischen gehört es zum urbanen Lifestyle der Wohlstandsgeneration zugezogener Westler aufs Land zu ziehen und Kultur zu verschlingen. Wirkliches Bedürfnis oder nur Ego? Jedenfalls, ist es nicht eine Riesenchance für Ziesar und die Region, wenn viele aus Berlin hinkommen?

Jeder Gast ist willkommen, der sich für die Stadt, unsere „Galerie unter freiem Himmel“-geschaffen im Rahmen des Symposiums und die Ausstellung interessiert.

Dein Engagement für die Kunst- und Ideenvielfalt im Land Brandenburg ist enorm. Treibt Dich die Heimatliebe da an?

Nein, mich treibt die Kunst an, weil sie zum Leben gehört. Wenn man im ländlichen Raum seinen Arbeitsort gewählt hat, dann sollte man auch dort Spuren hinterlassen.

Braucht das Christentum im 21. Jahrhundert auch eine Reformation?

Allein der enorme Mitgliederschwund in den Religionsgemeinschaften, auch besonders in unserem Raum, zwingt alle Kirchen zu reformieren, ihnen bleibt gar nichts anderes übrig.

Woran glaubst Du persönlich? An die schöpferische Kraft der Natur und des Menschen.

Berlin ist furchtbar langweilig

Berlin ist furchtbar langweilig

Berlin ist furchtbar langweilig

Manchmal, ja im Grunde eher selten, gibt es diese Begegnungen, bei denen ich spüre, hier versteht mich jemand. Und wenn dieser Mensch obendrein kreativ und inspirierend ist, warmherzig und originell auf andere zugeht, dann bin ich echt beeindruckt. Paulina hat das geschafft. Seit fast einem Jahr ist sie Inhaberin und der kreative Kopf von Paulina’s Friends – einem wirklich besonderen Concept Store für Kunst, Design und Vintage-Mode in der Gartenstrasse in Berlin Mitte. Im letzten Herbst bin ich ihr erstmals in ihrer Box im Bikini Berlin begegnet, ein schriller, bunter Ort-  wildester Vintage Designermode aus Paris und London, moderner Kunst und Kunsthandwerk, Statement-Accessoires, nichts Alltägliches, nur besondere Sachen, alles sorgfältig ausgewählt. Ich fühlte mich wie im 7. Himmel. Und ja, ähnliches wünsche ich mir mehr in dieser Stadt, gerade im Bikini, wo irgendwann einmal die Vision im Raum stand – neue innovative Ideen aus Berlin zu fördern.

Mittlerweile bist Du in Mitte angekommen, sind dir deine Kunden gefolgt oder hast Du hier wieder von vorne angefangen? Was ist anders als vorher?

Einige sind mir gefolgt, die meisten sind aber komplett neu. Ja, ich habe schon das Gefühl, dass ich wieder von vorne anfangen musste – es ist ein komplett neuer Standort mit neuem Publikum, was kaum heterogener sein kann – von englischsprachigen Hipstern am Rosenthaler Platz bis Einheimischen aus dem damaligen Ostberlin, die mit ihrem Hund Gassi gehen. Diese Diversität passt sehr gut zu unserem Concept, da unsere Zielgruppe sehr breit aufgestellt ist. Man ist immer wieder überrascht was für Menschen in den Laden reingehen. Auch meine Aussteller sind größtenteils neu und sehr unterschiedlich. Diese Freiheit ist mir essenziell wichtig. Ich bleibe meinem Motto „Es gibt nichts sicheres als der ständige Wandel“ treu.

Kreativagentur, Conceptstore und Kunstgalerie- wie verbinden sich diese drei Schlagwörter?

Die Agentur spürt Talente an der Schnittstelle von Kunst, Design & Mode auf. Wir definieren uns eigentlich als Concept Gallery – weil wir ein Concept Store (vorderer Raumbereich mit Unikaten aus den Bereichen Design & Kunsthandwerk) und Kunstgalerie (hinterer großer White Cube Raum) vereinen. Also ein Shoowroom für kollaborative Konzepte, wo Kreative ihren Marktwert testen können und ihre Kreationen für einen temporären Zeitraum promoten können.

Wenn deine Künstler bei dir ausstellen, habe ich den Eindruck, Du bist von ihnen wirklich überzeugt. Nach welchen Kriterien wählst du aus?

Ehrlich gesagt finden mich die Leute selbst. Wir müssen ganz wenig „akquirieren“. Natürlich muss die Qualität stimmen und den Unikatcharakter des Sortiments – also Unikatstücke oder limitierte Kleinserien. Das Menschliche und die Chemie muss aber in erster Linie stimmen.

Paulina Tsvetanova Anja Gräfenstein Berlin Weimaraner

Woher kennst Du deine Künstler und Designer?

Aus meiner langjährigen Tätigkeit bei einem Nonprofit Verein im Bereich Skulptur, dann bei den Berliner Kunstmessen, später als Galeriedirektorin, schließlich im Verlagswesen…Die festen und freien Jobs dafür waren die Basis meiner Selbständigkeit und mein Sprungbrett.

Du setzt nicht auf ein vermeintlich sicheres Konzept, wie Marken und Künstler, die garantiert „laufen“ – warum nicht? Verrückt oder innovativ?

Es ist doch viel spannender „no names“ zu vermarkten. Da hat man mehr Gestaltungsfreiraum. Selbst entdecken, staunen, inszenieren, komponieren. Die Menschen sind bodenständiger, normaler, nicht so verdorben und abgehoben. Ich kann die Topliga der Kunst- und Designszene nicht leiden, ehrlich gesprochen. Ich hatte die Möglichkeit in dieser Liga eine kurze Zeit zu spielen und einige Leute dort kennenzulernen. Es ist wirklich gar nicht meine Welt. Ich bin weder eine hohe Tochter, noch habe ich reich geheiratet… Woher sollte ich die Kontakte zu den Top-Künstlern, Designern und den Sammlern haben? Es gibt einige wenige Galeristen in Berlin, die nur von der Kunst leben, die sie verkaufen (ohne andere Geschäfte im Hintergrund). Ich backe lieber kleine Bröttchen und bleibe frei und unangepasst.

Warum ist Paulina´s Friends eigentlich in Berlin? Nicht Spanien, Italien oder Frankreich…. Deine wilden Ideen sind nicht gerade so „typisch deutsch“.

Die Frage habe ich mir schon öfters selbst gestellt „Was mache ich denn hier überhaupt, wo die meisten Menschen wir graue Mäuse aussehen und sich nicht trauen“! Allein vom Style her, passt der Süden natürlich besser zu mir (ich komme ja letztendlich aus dem Süden) Aber vor allem in Deutschland und sogar in Berlin braucht man frischen Wind und man hat hier die Freiheit etwas durchzusetzen. In meiner Heimat Bulgarien kenne ich die Strukturen nicht wirklich, da ich schon die Hälfte meines Lebens hier lebe. Expandieren kann man sicherlich irgendwann!

Paulina Tsvetanova beim Fotoshooting

Wie viele Ausstellungen und Events hattest du schon in diesem ersten 3/4 Jahr? Ich komme gar nicht mehr hinterher, ständig passiert bei Dir was. Erzähl mal!

Ich habe sie nicht gezählt, weil sie so viele sind. Teilweise jede Woche, oder ein mal im Monat. Wir haben einen permanenten Wechsel an Designern & Künstlern. Von nichts kommt nichts – also müssen wir immer aktiv bleiben um wahrgenommen zu werden. Mein unermüdlicher Tatendrang treibt mich da an.

Wie reagieren Kunden wenn sie in deinen Laden kommen?

Die meisten sind verzaubert, wenn sie die Geduld und Muße haben, länger als 2 Minuten drinnen zu bleiben. Mit allen komme ich persönlich ins Gespräch, und oft entwickelt sich durch das Zufallsprinzip eine Art von Zusammenarbeit oder emotionaler Bindung. Ich glaube, man vergisst den Besuch bei PAULINA’S FRIENDS nicht so einfach.

Welches Publikum versteht dein Konzept?

Intellektuelle, Kreative, nonkonforme, unangepasste Menschen, die outside of the mainstream leben. Keine reichen statusorientierten Schnösel obwohl ich gerade bei der Vintagesammlung viel Markenware habe.

Was war der Ursprung von Paulina´s Friends.

PAULINA’S FRIENDS ist wie ein Puzzlebild entstanden. Plötzlich haben sich Erfahrungen, Dingen und Menschen zu einem Ganzen gefügt. Ich denke, der Ursprung liegt in meiner eigenen kreativen Tätigkeit als Kund. Da habe ich stundenlang gemalt und Muster kreiert, die man auf alles übertragen konnte. Die Farben- und Formkonstellationen haben sich in mehreren Objekten wiedergefunden. Plötzlich habe ich verborgene Zusammenhänge erkennen können und das wurde meine Leidenschaft, zufällige Verbindungen zu komponieren. Vielfalt verbindet.

Du hast mir mal erzählt, dass so viele Dinge von allein passiert sind im ersten Jahr, viele glückliche Begegnungen, Freunde und neue Freunde haben dir geholfen, immer präsenter zu werden. Was ist das anziehende Geheimnis von Paulina´s Friends?

Das Erkennen der Einzigartigkeit jedes Menschen. Wir nehmen jeden ernst, weil wir Authentizität und Vielfalt lieben. Jeder Mensch ist ein Unikat. Aber um es auf den Punkt zu bringen – die Macht des Zufalls im Moment der Begegnung mit dem Menschen und seinem Wesen ist unser Geheimnis. Die Systematisierung solcher Zufälle funktioniert ähnlich wie Alchemie…Aber mehr verrate ich nicht, denn evt. schreibe ich sogar eine Doktorarbeit darüber 🙂

Bitte erzähle doch noch mal kurz, warum du aus deiner sicheren Existenz ausgestiegen bist?  Wachst Du manchmal nachts auf und denkst: was habe ich getan?

Nein, ich bereue keinen einzigen Tag meinen Schritt in die Selbständigkeit. Wenn ich irgendwann große Geldprobleme hätte, lasse ich mich wieder irgendwo anstellen. Und so sicher war meine Existenz dann doch nicht – die kreative Szene ist für die große Ausbeutung bekannt.

Paulina Tsvetanova Shooting Vintage Mode Design Fashion Haute Couture Blogger

Denkst Du, dass deine Herkunft Paulina´s Friends prägt?

Auf jeden Fall – ich bin in meiner Denkart nicht besonders strukturiert und pragmatisch. Auch mag ich keine Schubladen, sondern ich mag die Synergien zwischen Dingen und Menschen, ich suche immer nach dem verbindenden Element. Vielleicht ist es weit hergeholt, aber all diese Eigenschaften resultieren aus dem Ethnos der Bulgaren, die sich über die Jahrtausende immer mit anderen Kulturen vermischt haben. Der Kampf ums Überleben, die existenziellen Nöte, die ich am Anfang hier in Deutschland durchmachen musste, haben mich mutig und experimentierfreudig gemacht. Mein Temperament und meine Persönlichkeit prägen den Laden mit seinem Spirit auf jeden Fall!

Und nun mal in eigener Sache: Was ist guter Stil für Dich?

Die Fähigkeit Kleidungsstücke und Accessoires so zu kombinieren und zu tragen, dass jeder denkt, Du bist ein Luxusweib, und Du trägst dabei eine 3 Euro Kette zusammen mit einem H&M teil (obwohl ich grundsätzlich total gegen Massenkleidung und Billigkonsum bin). Wie man (sich/es) trägt ist ausschlaggebender als was man trägt.

Du fällst auf hier in Berlin bunt und teilweise opulent gekleidet- der typische Berliner Minimalismus interessiert Dich nicht wirklich, oder? Ist da nicht was verloren gegangen in den letzten Jahren im Stadtbild?

Ja, ich finde Berlin irgendwo furchtbar langweilig und „möchte-gern-großstädtisch-sein“, aber an sich irgendwo wie eine abgekupferte Kopie von London oder NY. Viele haben eine falsche Vorstellung von Berlin bevor sie hierher ziehen und passen sich viel zu sehr an. Man muss ja nicht immer in schwarzen Kartoffelsäcken rumlaufen, um wichtig zu sein. Berlin hat für mich eine merkwürdige Identität. Trotz großer Vielfalt ist Berlin irgendwo ein Riesenhaufen von gescheiterten Existenzen und vielen Menschen, die auf der Suche nach etwas sind, was es nicht gibt. Man verwechselt hier Individualismus mit Authentizität, Ignoranz mit Toleranz, Normalität mit Biederkeit. Ich bin wie Du merkst, sehr Berlin-kritisch. Was im Stadtbild hier verloren gegangen ist, ist m.E. Die Wahrnehmung der Existenz des normalen durchschnittlichen Menschen (vor allem aus der ehemaligen DDR). Stattdessen ist die Stadt überfüllt von Biohipstern, die nur Englisch sprechen, weil es so cooler ist, und die die Mode hier zu diktieren scheinen. Da passe ich mich keineswegs an!

Ich wünsche mir, dass die Menschen wieder das Besondere erkennen, weniger konsumieren und stattdessen das finden, was ihnen wirklich etwas bedeutet. Welche Beobachtungen hast du vielleicht dazu gemacht?

Die Mehrheit der Leute hat überhaupt kein Verständnis für den Wert eines Unikats. Weil wir nicht wissen dass wir selbst welche sind und nicht austauschbar sind. Meine Konsumkultur hat sich drastisch verändert, seitdem ich mit Kunsthandwerkern und kleinen Manufakturen zusammenarbeite. Ohne ein Minimalismus-Sklave zu sein, muss ich zugeben dass selbst für mich, die immer gedacht hat „mehr ist mehr“, bei manchen Produkten weniger viel  mehr ist.

Wer oder was inspiriert Dich?

Menschen und Lebewesen, die Liebe, Demut und Vertrauen zum großen Ganzen ausstrahlen. Mutige Menschen, die so leben als würden sie morgen sterben. Zufälle. Einfachheit. Natur.

plenty of nothing

plenty of nothing

plenty of nothing

Text: Tom Stöckl

Es gibt nichts Neues

…“und, gibt’s was Neues?“ hatte Oma gern gefragt; auch „seit’s daheim“ – damals waren die Telefone noch stationär. Nun. Es gab wenig Neues; und auch heute denke ich: ruf ich mal ihn oder sie an…aber mir fehlt der Impuls des neuen. Der Impuls dessen, dass ich was „geschafft“ habe, was „erreicht“, etwas von dem es lohnt es zu erzählen. Die Menschen reagieren nämlich mit verhaltener Ablehnung auf meine Erzählungen, dass ich mehr so „nichts“ zu tun hätte, und auch „nichts“ tun würde. Außer schreiben. Filmen. Fotografieren. Radfahren. Ficken. Kochen. Whatever.

So what do I just do!? und warum zum fuck kümmert es mich, ob es nichts „Neues“ gibt, was dem fantastischen Standards der Bildzeitung, der Abendnachrichten, Hollywoods, und welcher abstrahierten Superscheisse auch immer, entspricht!?

Ich bin neu. Jeden Tag. Immer wieder. Und solang ich mich frage, was ich Neues erzählen soll, solang ich mich schäme, dass ich nichts angemessen Phantastisches erzählen kann…nun, solange befinde ich mich wohl noch im Schlaf und träume von einer Welt, die es nur auf der Bühne gibt.

 

Tom Stöckl

Magnetbrosche plenty of nothing, Kunstharz, 80x65x8mm, 2013

 

Mehr zur Schmuckkunst von Tom Stöckl hier.

LOOK AT YOU

LOOK AT YOU

LOOK AT YOU

Anja Gräfenstein

Foto: Johanna Henning

Interview: Paulina Tsvetanova

Anja Gräfenstein ist Schauspielerin, Sprecherin, Mutter. Neulich hat die junge wunderschöne Frau ihr Herzprojekt ins Leben gerufen – LOOK AT YOU – Style & Colour Coaching Wir hatten das Vergnügen, uns vor der Gründung im ersten PAULINA’S FRIENDS PopUp Store im Bikini Berlin kennenzulernen. Anja wurde glücklicherweise eine unserer ersten Freundinnen und Stammkundinnen. Entscheidend war die Entdeckung der außergewöhnlichen farbenprächtigen Magnetbroschen von ihrem Lieblingsschmuckkünstler Tom Stöckl.

Liebe Anja, wie schaffst Du das, wie aus einem Bilderbuch auszusehen? Wie viel Zeit verbringst Du am Tag vor dem Spiegel?

Ich liebe das Thema Styling, warum auch nicht, ich bin eine Frau und das liegt nun mal in meinen Genen. Farben sind die Grundlage. Der richtige Lippenstift und ein bisschen Rouge, schwups ist die kurze Nacht kaum noch zu sehen. Dunkle Farben gibt es bei mir nicht mehr. Das heißt nicht, dass ich schwarz nicht mag – nur eben nicht an mir. Meine Lebensfreude und Jugendlichkeit zeigt sich eher durch helle, intensive Farben und durch bestimmte Muster und Materialien. Und so habe auch ich mein eigenes Stilkonzept. Darauf baut sich alles auf und innerhalb dessen experimentiere ich. Das macht ja auch Spaß.

Warum Look at You? Was war Dein Antrieb für die Gründung Deines Unternehmens?

Man sollte das machen, was man liebt. Und ich trage diese Leidenschaft schon sehr lange mit mir herum. Mit meiner Tochter kam auch mehr Mut und ein größerer Antrieb in mein Leben. Die sehr intensive Ausbildung zur Stylistin, die ich dann aus eigenen Mitteln gestemmt habe, hat mich extrem beflügelt, mehr aus dieser Passion zu machen. Und nun verbinden sich beide Bereiche auf eine ganz magische Art und Weise miteinander. Kreativität, Abstraktions- und Einfühlungsvermögen sind bei beiden Berufen notwendig.

Du liebst bunte Farben, schrille Muster, besondere Stoffe, starke Kontraste. Woher stammt diese Liebe und Dein ausgesprochen feines Farbgespür?

Ich liebe all das an mir, das stimmt. Sommerliche Gute-Laune- Outfits- klar und intensiv, weil die zu mir gehören. Aber meine Arbeit hat aber NICHTS MIT MEINEM STIL zu tun. Bei mir funktioniert das eben, bei anderen würde es albern aussehen. So unterschiedlich sind wir, das ist doch wunderbar. Und ich weiß nicht, woher das kommt. Manche Dinge sind einfach da. Wichtig ist dann der Moment des Erkennens, das geht eben nur mit Offenheit, hätte ich die nicht, würde ich wahrscheinlich wie viele andere Schauspieler sagen: Ich kann nichts anderes sein als Schauspielerin- das ist doch Quatsch. In uns steckt viel mehr, als wir denken.

Stylecoach Farbe Anja Gräfenstein Schauspielerin Look at you

Foto: Johanna Henning

Was inspiriert Dich am meisten?

Menschen mit Charme und Charisma, Mut, Kreativität und Spaß am Leben. Freiheit, ungeplante Feste. Reisen. Gute Filme und Theaterstücke, Musik und ich liebe Blumen. Vielleicht mache ich da auch noch was draus 🙂

Muss man nicht auch sehr gute Menschenkenntnisse haben, um Menschen über ihren individuellen Stil zu beraten? Du bist ein Stilcoach, der sehr tiefgründig und ganzheitlich an die Sache herangeht.

Ich bin ein sehr empathischer Mensch und habe feine Antennen für meine Mitmenschen und ihr Potenzial. Ich orientiere mich immer am Gesicht eines jeden Kunden, erst am Ende kommt der Körper hinzu. Das Gesicht gibt die Materialien und die Muster vor, zunächst ein künstlerischer und doch wissenschaftlicher Ansatz. Aber man darf nicht unterschätzen, wie persönlich so eine Beratung ist. Ich lerne meine Kunden schon ziemlich gut kennen. Daran merke ich auch, wie wichtig das Thema Kleidung für die meisten ist. Sie ist eben die Zweite Haut und viele Menschen verbinden Geschichten, Anekdoten und Erfahrungen mit ihrer Kleidung. Ich habe ja auch noch das Kleid, mit dem ich meinen Mann kennengelernt habe im Schrank. (auch wenn ich es bestimmt nicht mehr anziehe:-))

Wie oft ändert sich Dein Stil? Oder seit wann hat sich Dein Stil verfestigt?

Im Laufe meiner Ausbildung wurde mir mein Stil immer bewusster. Ich habe ja dasselbe erlebt wie meine Kunden. Ich habe mich auch an anderen orientiert, am Zeitgeist, an den Medien :dass muss man – das geht gar nicht– immer diese Sätze, die die Vielfalt töten und Einförmigkeit und Distanz fördern. Ich lebe jetzt viel mehr meine Weiblichkeit, meine Lebendigkeit und meine Jugendlichkeit, dass verlangt sicher auch Mut, aber ich habe ja von Natur aus kein Problem, mich zu zeigen.Vielleicht werde ich ja im Alter noch mutiger, wäre doch toll.

Wer ist Deine Zielgruppe?

Das sind Frauen und Männer, die sich selbst näher kommen wollen. Die privat und im Business wahrgenommen und gesehen werden wollen. Beispielsweise Schauspieler oder Musiker auf Identitätssuche. Dabei spielt das Alter keine Rolle.

Wie akquirierst Du Deine Kunden?

Über die sozialen Medien und Flyer. Am schönsten ist es natürlich immer weiterempfohlen zu werden. Und wenn ich darüber rede, begeistere ich – also letztendlich ist der soziale Kontakt immer am wirkungsvollsten.

Gibt es Kunden, die Du ablehnst? Warum?

Bisher war das kein Thema, die Leute wollen ja was wissen, wenn sie zu mir kommen. Sie müssen es eben wirklich wollen. Sonst funktioniert das nicht. Also wie immer ist Offenheit und Neugierde Voraussetzung.

Stylecoach Farbe Anja Gräfenstein Schauspielerin Look at you

Foto: Johanna Henning

Stil ist weitaus mehr als Mode oder Trend….Für Dich „die perfekte Mischung Balance zwischen Sein & Erscheinung“ Liegt Stil etwa nicht im Auge des Betrachters?

Im Auge des Betrachters- wer betrachtet denn ? Meinungen gibt es viele,vor allem in den Medien. Wichtig ist doch, dass die Kleidung mit dem Träger korrespondiert, dass er oder sie sagt. „ Ja das bin ich.“ Und nur das ist authentisch und originell. Ich freue mich ja immer, wenn ich mal wieder einen Punk auf der Straße sehe. Die meisten gehen ja immer auf Nummer sicher, kaufen das was angesagt ist und laufen alle schlussendlich gleich herum. Nach jedem Stilcoaching kommt ein anderes Ergebnis heraus, spannende Verbindungen , die funktionieren und 100 mal individueller und origineller sind als der Mainstream. Mir geht es darum, die Seele, den Ausdruck, das Charisma mit der äußeren Erscheinung zu verbinden. So, dass alles am Ende ein stimmiges Gesamtbild ist, womit sich der Kunde/die Kundin wirklich identifizieren kann.

Beim Personal Shopping, übrigens ein Service, den wir auch anbieten, führst Du zusammen mit den Kundinnen einen Realitätscheck durch. Wie läuft das ab?

Wir gehen ja zusammen auf die Suche. Ich zeige meinem Kunden dann in den geeigneten Läden, worauf es ankommt. Worauf er/sie achten sollte, um die Kleidung mit dem richtigen Material, den besten Schnitten und Mustern und dann auch noch in den richtigen Farben zu finden und zu kombinieren.Da gab es ja vorher im Style Coaching so viel Input und nun geht es in die Praxis. Ich möchte doch, dass meine Kunden in Zukunft alleine klar kommen.

Welche ist die häufigste Erfahrung, die Du mit Deinen Kundinnen machst?

Die meisten Frauen sind mit ihrem Körper unzufrieden. Negative Dinge kommen wie aus der Pistole geschossen.Wie hart wir uns immer beurteilen! Die Frauen sind damit beschäftigt, ihre vermeintlich schwachen Seiten zu vertuschen, anstatt die Schönen zu betonen. Der schönste Moment ist für mich der, wenn sich meine Kundinnen endlich liebevoll betrachten und ihre ganz eigene Schönheit erkennen. Das passiert meistens schon beim Farbcoaching. Männer sind da übrigens nicht so streng mit sich.

Jetzt mal ein wenig provokant formuliert: welche selbstbewusste Frau benötigt eine Stil- bzw. Typberatung? Weißt man nicht selbst intuitiv, was zu einem passt?!

Intuitiv vielleicht und manche sind da auch schon richtig gut, aber den meisten fehlt das Bewusstsein darüber. Das ist der Unterschied. Das genaue Wissen ergänzt die Intuition. Denn die kann uns ja auch mal voll daneben greifen lassen, wenn ich an die vielen Klamotten denke, die in den Schränken meiner Kunden noch ungetragen mit Preisschild hängen.

Ist Stil nicht die Frage nach dem Wie statt Was, also wie man ein Kleidungsstück oder Accessoire trägt?

Wie und Was gehören immer zusammen. Das hängt vom Stiltyp und den Proportionen ab. Derselbe Rock kann gekürzt als Mini schöner und frischer wirken als über Knie und bei einer klassischen Frau wirkt Mini einfach nur billig und die italienische Länge ist hier unbedingt angebracht.

Stylecoach Farbe Anja Gräfenstein Schauspielerin Look at you

Foto: Johanna Henning

Welche sind die angesagtesten Farben und Schnitte der Saison?

Tja, was hängt da alles gerade in den Läden? Also Blumenmuster, Tropenmuster, Volants, Folklore, Metall. Klar bekomme ich mit, was gerade angesagt ist, aber eigentlich gibt es immer alles! Das ist doch das Tolle. Jeder Stil aus jeder Epoche ist zu bekommen. Wenn nicht in den Läden, dann online.

Welche Zeitschriften / Bücher liest Du, um neuen Input zu bekommen?

Bildbände über die Mode des 20. Jahrhunderts. Jedes Jahrzehnt ist wahnsinnig inspirierend.

Welche sind Deine Lieblingsläden in Berlin, neben PAULINA’S FRIENDS natürlich :)?

Mich interessieren die vielen kleinen Läden, die entweder ihre eigenen Sachen designen oder faire Mode und Accessoires aus Europa vertreiben. Gut ausgewählt und echt originell.Dazu gehören: der Flagshipstore, Nord Ost 92, Quadrat Shop oder LNFA und viele mehr, die richtg gut sind und keinesfalls überteuert. Diese Läden machen Shopping in Berlin erst richtig spannend. Die großen Labels gibt es doch überall.

Herzlichen Dank für das Interview, liebe Anja!

Mehr zu Anja Gräfenstein und ihr Unternehmen LOOK AT YOU hier.

Ausschreibung Beyond Gender

Ausschreibung Beyond Gender

Ausschreibung Beyond Gender

 

Konzept: Paulina Tsvetanova

Androgyn, unisex, transgender – dies alles ist total in. Vor allem in der gehobenen Modebranche. Die Transästhetik ist gerade sehr angesagt und ist in vielen Gesellschaftsschichten bereits eingedrungen. Transgender Celebrities, Models, Performance Künstlerinnen, sogar Modeagenturen gibt es inzwischen zu Haufen. Wohl wieder nur ein Trend? Verändert Mode das eigene Gender-Empfinden? Lassen wir uns nicht viel zu sehr über Genderrollen definieren? Hilft uns Mode auf der Suche nach der ureigenen, sogar nach einer neuen Identität? Lässt sich Identität vom Geschlecht und der sexuellen Orientierung bestimmen? Wir liefern einen Rahmen für den spielerischen Umgang mit Gender-Stereotypen. Mit dieser Ausschreibung möchten wir Schönheit und Identität jenseits von Genderdefinitionen, mentalen Schranken und Vorbehalten zelebrieren.

Diese Ausschreibung richtet sich an Transgender, Intersexuelle, Bisexuelle, Homosexuelle, ebenfalls an Heterosexuelle, an alle, die Ihre Identität unabhängig von ihrem Geschlecht oder Sexualorientierung sehen und sich entsprechend (ver)kleiden möchten.

Nach der Auswahl der Models werden wir ein Fotoshooting mit dem renommierten Modefotografen Antonio Castello realisieren (das Shooting findet im Juli 2017 statt). Jedes Outfit wird maßgeschneidert für die jeweilige Persönlichkeit ausgewählt. Zusätzlich werden Interviews mit den Teilnehmern geführt. Jedes Model bekommt als kleines Dankeschön die Fotos vom Shooting zur eigenen Verwendung.

Mode verwandelt, befreit, entfaltet. Mode existiert unabhängig von Geschlechteridentitäten. Es geht um den Menschen dahinter. Durch das bewusste Raustreten aus der normativen Genderbalance möchten wir unsere klassische Wahrnehmung der Geschlechteridentitäten aufrütteln und in Frage stellen. Das Ziel der kuratierten Fotostrecke ist für dieses sensible Thema Gender und Geschlecht zu sensibilisieren und die gesellschaftliche Akzeptanz und Gleichstellung von Menschen, die zwischen den Geschlechtern leben, zu fördern.

Finde den Mut, Dich zu Deiner eigenen Natur zu bekennen!

Wenn Du Interesse hast, an diesem Projekt teilzunehmen, schicke uns einen kurzen Text über Dich mit bis zu 3 Fotos bis zum spätestens 30.06. an: hello@paulinasfriends.com

 

Emotional handeln?

Emotional handeln?

Emotional handeln?

Interview: Paulina Tsvetanova

In Stuttgart trafen wir den Unternehmesberater Volker Hoffmann vom Handelsverband Baden-Württemberg und Maria Azzarone, Gründerin von Emotionale Handelskonzepte. Mit beiden kooperiert PAULINA’S FRIENDS seit Frühjahr 2017.

Volker Hoffmann / Maria Azzarone
Volker Hoffmann & Maria Azzarone beim Atelierbesuch bei Lenka Kühnertová

Herr Hoffmann, Sie sind spezialisiert auf die Beratung im Einzelhandel spezialisiert. Welche Schwerpunkte umfasst Ihre Leistung? Was für Mitglieder haben sie und welche Vorteile haben diese?

Wir beraten ausschließlich in der Branche Einzelhandel. Dabei beraten wir sowohl Existenzgründer als auch bestehende Unternehmen. Den Existenzgründern helfen wir, ein tragfähiges Konzept zu erstellen, und sofern benötigt, eine Finanzierung durch ein Kreditinstitut zu bekommen. Bestehende Unternehmen betreuen wir durch Check-up Analysen und durch Standortanalysen und informieren auch über die zukünftigen Anforderungen des Handel 4.0.

Frau Azzarone, erzählen Sie ein wenig von Ihrem Unternehmen – warum haben Sie sich selbständig gemacht, was ist Ihre Philosophie, wer sind Ihre Kunden?

Ich habe zehn Jahre in verschiedenen Funktionen im Vertrieb gearbeitet und dabei erlebt, wie wenig Leidenschaft Hersteller und auch Händler in ihre Produkte investieren. Ich habe aber auch erlebt, dass es wenigen Herstellern und Händlern gelingt, mit Produkten Emotionen zu wecken, mehr und zu einem höheren Preis zu verkaufen. Für mich ist ein Produkt nur dann ein gutes, wenn es mich berührt und eine Geschichte erzählen kann. Und diese Geschichten sind so vielfältig und einzigartig wie wir Menschen auch.
Ich habe entdeckt, welches Potenzial darin steckt und dass es mir mit meiner Leidenschaft sehr gut gelingt, Menschen für tolle Produkte zu begeistern. Es gibt tolle Produkte, die aber noch keiner kauft. Wie kann ich die Einzigartigkeit so positionieren, dass uns das Produkt berührt und wir diese gerne kaufen. Das war und ist die Motivation für mich. Ich unterstütze Unternehmen, mit Emotionen, Produkte zu verkaufen und helfe diesen die geeigneten Handelspartner und –formen zu finden. Es gibt in allen Bereichen absolut vergleichbare Produkte. Aber warum gelingt es Unternehmen, dass wir das eine Produkt kaufen oder gar bereit sind, mehr dafür zu bezahlen als für andere? Welche Sinne müssen angesprochen werden, welche Geschichte muss erzählt werden, welche Emotionen werden dabei geweckt? Das ist meine Leidenschaft, mein Know-how und das ist mein Geschäftsmodell. Schon als Kind habe ich es geliebt mit meinen Eltern auf die Märkte in Italien zu gehen, zu beobachten, wie es den Händlern gelingt, die Kunden für ihr Produkt zu begeistern, obwohl am nächsten Stand das gleiche Produkt zum gleichen Preis angeboten wird. Da habe ich schon gemerkt, dass nur Emotionen Produkte und Menschen verbinden können.

Herr Hoffmann, wie ist die Verbindung zu Frau Azzarone?

Wir haben Frau Azzarone in die Selbständigkeit begleitet. Heute gehört sie zu unserem Beraternetzwerk. Wir haben dabei bereits mehrere Beratungen in Kooperation durchgeführt.

Frau Azzarone, wie gelingt es Ihnen Menschen und Produkte emotional zu verbinden, gibt es da ein Erfolgsrezept?

Produkte sind vielfältig wie wir Menschen auch. Ein Erfolgsrezept gibt es nicht. Da das Thema zu vielseitig ist. Was ich aber an meiner Arbeit liebe, wenn Menschen von Ihren Produkt erzählen und ich durch frage Techniken die Emotionen rausfinde welche Beweggründe und Lebensgeschichte jedes Produkt mit sich trägt. Viele meiner Fragen lauteten z.B. Warum soll ich dein Produkt kaufen? Welches Gefühl soll dein Produkt vermitteln und so erarbeiten wir die Emotionen zum Produkt.

Wie finanziert sich der Handelsverband, Herr Hoffmann? Ist die Beratung kostenlos?

Die Existenzgründer bezahlen einen Eigenanteil in Höhe von 180 EUR/Tag. Dieser günstige Honorarsatz kann durch die Anbindung an das ESF Förderprojekt EXI-Gründungsgutscheine gewährt werden. Bestehende Unternehmen haben einen Eigenanteil in Höhe von 390 EUR/Tag zu bezahlen. Diese Beratung wird vom Ministerium für Finanzen, Wirtschaft und Wohnungsbau Baden-Württemberg unterstützt.

Frau Azzarone, wie war Ihre Erfahrung mit dem Handelsverband? Was haben Sie von der Beratung gelernt? Haben Sie mehr Mut für Ihre eigene Gründung gefasst?

Die Beratung Handel war von Anfang an meiner Gründungsidee an meiner Seite. Durch Herrn Hoffmann habe ich sehr vieles gelernt. Der Hoffmann kennt den Markt über 20 Jahre und so ein Fachwissen ist Goldwert. Die Arbeit mit ihm ist so spannend, lustig und erfolgsorientiert das es mir viele Türen geöffnet hat. Bin sehr dankbar für die tolle Zusammenarbeit.

Maria, haben Sie Ansprüche an Ihre Kunden und welche? Aus welcher Branche kommen sie meistens?

Meine Kunden sind so vielseitig wie die Projekte die betreue. Einer meiner Ansprüche sind an meinen Kunden den Willen zum Erfolg mitzubringen.  Meine Kunden kommen aus der Industrie, Handel Lebensmittel und dem Konsumgüter Bereich.

Was für einen Einzelhandel bracht Stuttgart für die Zukunft, Herr Hoffmann?

Stuttgart hat wie viele andere Städte auch mit Frequenzrückgängen in der Innenstadt zu kämpfen. Daher muss der Handel alles tun, um die Menschen in die Stadt zu bringen. Dies gelingt durch gute Konzepte, durch Kooperationen z. B. mit der Gastronomie, durch Verbesserungen der Erreichbarkeit und mit der konsequenten Umsetzung des digitalen Handels im stationären Umfeld.

Frau Azzarone, welche Herausforderungen gab es bis zur Gründung, welche danach?

Es gab nicht die größte Herausforderung, sondern es war die Herausforderung, so vieles in so kurzer Zeit zu entscheiden. Vor allem, das Wichtige von dem Unwichtigen zu unterscheiden. Arbeite ich von zu Hause, miete ich ein Büro? Welche Rechtsform wähle ich? Wie versichere ich mich? Ich habe mir deshalb bei einem Existenzgründungsberater professionelle Unterstützung geholt, der mich mit einem Team von Experten beraten hat, die mich weiterhin auf meinen Weg begleiten. Ja, das kostet Geld, aber die Qualität der Beratung und die praktische Unterstützung ist es mir wert. Das erste Jahr ist voller interessanten Herausforderungen. Neue Projekte, neue Kunden. Man lernt extrem viel und muss schnell agieren.

Herr Hoffmann, arbeiten Sie auch mit Gründern aus der Kreativwirtschaft? Falls ja, wie sind sie prozentual in Baden-Württemberg vertreten? Wie sind die Entwicklungen/Tendenzen der Kreativwirtschaft in Stuttgart?

Leider sind wir hier noch nicht sehr weit. Ansätze sind allerdings über unsere Kooperationspartner und über unser Netzwerk vorhanden. Wir möchten, besonders im Interesse unserer Kunden, dieses Branche ausbauen.

Was macht Ihnen an der selbstständigen Tätigkeit am meisten Spaß, Frau Azzarone? Welche Erfahrungen machen Sie/haben Sie gemacht?

Was ich jeden Tag liebe ist die Vielschichtigkeit. Dass ich für alles selbst verantwortlich bin. Dass jeder Tag ganz anders ist. Die Beratungen mit meinen Kunden sind immer sehr spannend. Die Ideenfindung und Konzeption für die neuen Produkte stecken voller Herausforderungen und Inspirationen. Aber was mich sehr glücklich macht, ist wenn mein Kunde voller Dankbarkeit und Freudentränen vor mir stehen und sich bei mir bedankt für die gute Zusammenarbeit.

Was möchten Sie anderen Gründerinnen mit auf den Weg geben, Herr Hoffmann?

Die Gründer müssen einerseits von ihrem Projekt überzeugt sein, andererseits aber auch für Verbesserungsvorschläge und Optimierungen des Geschäftsmodells offen sein. Das Vorhaben sollte auch mit dem Lebenspartner abgestimmt sein. Beratene Gründer sind deutlich erfolgreicher als Gründer, die sich nicht beraten lassen. Außerdem ist die Überlebenswahrscheinlichkeit höher und sie sind am Markt nachhaltiger tätig. Der Gründer sollte auch ehrlich zu sich selber sein. Kann ich das leisten?, Werde ich am Markt wahrgenommen?, Wird mein Produkt/Dienstleistung tatsächlich gebraucht?, Werde ich mich finanziell nicht übernehmen?

Maria, wie stellen Sie sich die zukünftige Kooperation mit PAULINA’S FRIENDS vor?

Das Konzept von PAULINA’S FRIENDS finde ich super. Berlin ist die Stadt, die inspiriert. Alle meine Kontakte und Kunden die in dieses Konzept rein passen empfehle ich von ganzem Herzen weiter und freue mich gemeinsame Projekte in Berlin wie auch Stuttgart zu entwickeln.

Vielen Dank, liebe Frau Azzarone & Herr Hoffmann, für das Interview!