Der Glaube – Anfang aller guten Werke?
Interview: Paulina Tsvetanova
Klaus Cenkier ist zeitgenössischer Bildhauer und Kunstgießer. In seiner brandenburgischen Heimat südwestlich von Potsdam, hat er Vieles bewirkt – zum Beispiel ist er einer der Hauptinitiatoren der aktuellen Ausstellung „Sie können nicht anders. Bildhauer begegnen einer Bischofsresidenz“ in der Burg Ziesar. Die Ausstellung konfrontiert den historischen Ort, der in vielerlei Hinsicht von christlicher Weltsicht durchdrungen ist, mit künstlerisch-zeitgenössischen Antworten auf die Frage nach der Rolle von Religionen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Burg Ziesar, ein seltenes Baudenkmal, war eine mittelalterliche Residenz der Bischöfe von Brandenburg. Für einen Großstädter ist das alles noch irgendwo in der Pampa. Doch hat dieser Ort eine magische Anziehungskraft und ist mehrere Besuche wert.
Im Jahr 2016 fand ein mehrwöchiges internationales Bildhauersymposium auf der Burg Ziesar statt. Künstler aus unterschiedlichen Kulturkreisen und verschiedenen religiösen Milieus haben sich mit den Themenfeldern Religion / Christentum und Reformation auseinandergesetzt. Erzähl uns bitte ein wenig über den Hintergrund der Ausstellung.
Der Gedanke wurde durch Dr. Bergstedt schon während des Symposiums 2016 aufgegriffen, da ja auch das bevorstehende Reformationsjahr bestimmte Höhepunkte in Ziesar haben sollte.
Was haben die Bischöfe von Brandenburg im Besonderen bewirkt?
Wir alle leben hier in einem christlich geprägten Kulturkreis.Ich bin immer wieder fasziniert über die Kunst, die Christen damals auch in den Ostelbischen Raum getragen haben. Besonders hervorheben möchte ich beim ehemaligen Bischofssitz Ziesar die wunderschöne Kapelle mit der sehr gut erhaltenen mittelalterlichen Ausmalung und den Jerusalem-Raum in der Burg.
Ihr seid 6 Bildhauer, die in klassischen bildhauerischen Materialien und Techniken, vorzüglich in Bronze, arbeiten? Ist das zeitgenössisch und zeitgemäß?
Ab etwa 2200 v. Christus taucht Zinnbronze regelmäßig auf. Sie hat ihren Reiz bis heute nicht verloren, setzt sich gegenüber anderen Materialien weiterhin durch, da sie zeitlos-edel ist.
Was ist das Gemeinsame, was das Unterschiedliche an Eurer Auseinandersetzung mit dem Thema?
Das gemeinsame ist die Ausstellung in der Ausstellung, d.h. die Werke stehen in der Dauerausstellung des Museums-eine gelungene Kombination! Jeder von uns setzt sich auf ganz unterschiedliche Weise und Ausdrucksform mit dem Thema auseinander.
Das ist ja nicht Eure erste gemeinsame Ausstellung. Was schweißt Euch zusammen?
Die Künstlergruppe El Vuelo de Bronce gibt es schon viele Jahre. Die gemeinsame Arbeit auf den Symposien gibt jedem von uns starke Impulse.
Du bist ein erfahrener Kunstgießer. Erzähl uns von der Kraft der glühenden Bronze….
Die Arbeit mit glühender Bronze, da tauche ich in eine besondere Welt ein, Stichwort-Feuer, Erde, Wasser. Die flüssige Bronze so zu lenken, dass sie die Form gut füllt ist ein Abenteuer.
Ich sage es ein wenig provokant – Kunst in der Provinz ist ein neuer Trend. Inzwischen gehört es zum urbanen Lifestyle der Wohlstandsgeneration zugezogener Westler aufs Land zu ziehen und Kultur zu verschlingen. Wirkliches Bedürfnis oder nur Ego? Jedenfalls, ist es nicht eine Riesenchance für Ziesar und die Region, wenn viele aus Berlin hinkommen?
Jeder Gast ist willkommen, der sich für die Stadt, unsere „Galerie unter freiem Himmel“-geschaffen im Rahmen des Symposiums und die Ausstellung interessiert.
Dein Engagement für die Kunst- und Ideenvielfalt im Land Brandenburg ist enorm. Treibt Dich die Heimatliebe da an?
Nein, mich treibt die Kunst an, weil sie zum Leben gehört. Wenn man im ländlichen Raum seinen Arbeitsort gewählt hat, dann sollte man auch dort Spuren hinterlassen.
Braucht das Christentum im 21. Jahrhundert auch eine Reformation?
Allein der enorme Mitgliederschwund in den Religionsgemeinschaften, auch besonders in unserem Raum, zwingt alle Kirchen zu reformieren, ihnen bleibt gar nichts anderes übrig.
Woran glaubst Du persönlich? An die schöpferische Kraft der Natur und des Menschen.