Design Sammeln?

Interview mit dem Frankfurter Galeristen und Sammler Frank Landau

Text: Paulina Tsvetanova

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Frank Landau

Herr Landau, wie wird ein Interior Designer Galerist?

Eigentlich komme ich aus der IT-Branche und eigentlich bin ich dann nur meiner Leidenschaft gefolgt, die eben genau die Schnittstelle ist, die zwischen Kunst & Design liegt.

Show: FAVORITES II - for sale, Foto: Katarina Ivanisevic Frank Landau

Show: FAVORITES II – for sale, Foto: Katarina Ivanisevic

Sie kuratieren und verkaufen handverlesene Designobjekte, Interior Design, aber auch bildende Kunst. Erzählen Sie uns bitte ein wenig mehr über die Positionen, die Ihre Galerie vertritt.

Eklektizismus! Außerdem verkaufen und handeln wir nur mit Objekten die wir selbst schätzen, mit denen wir auch unsere eigenen Räumlichkeiten bestücken würden. Es ist nicht in unserem Sinne mit Gegenständen zu handeln, nur um damit Geld zu verdienen. Wir geben den Objekten ihre Aufmerksamkeit und ihren Wert.

Show: Selectedy by, Foto: Katarina Ivanisevic Frank Landau

Show: Selectedy by, Foto: Katarina Ivanisevic

Design berührt und beschäftigt die Menschen auf eine unmittelbarere und zugänglichere Weise als Kunst, finde ich. Wie tickt die Designszene? Was haben die Kunst- und Designszene gemeinsam, was sind die Hauptunterschiede? Was können sie voneinander lernen?

Kunstgalerien haben es in dieser Hinsicht leichter als Designgalerien. Ein Maler fertigt Einzelstücke in Serie, nicht selten tausende Werke in seiner Schaffenszeit. Ein Designer macht hunderte Entwürfe, bis er den Prototypen vor sich stehen hat, der dann in der Regel nicht in die Galerie sondern in Serienproduktion geht. Kein Wunder, dass es weit weniger wichtige Designobjekte im 20. Jahrhundert gibt als wichtige Kunst. Corbusier hat in seinem Leben zehn bedeutende Möbel gemacht, die Geschichte geschrieben haben. Das Gesamtwerk von Picasso wird auf 50.000 Werke geschätzt.

Wie ticken die Sammler von Design? Und die Kunstsammler?

Die Trennung zwischen Design und Kunst wurde spätestens im 21. Jahrhundert so gut wie aufgehoben. Wer heute große Kunstwerke und keine Designobjekte besitzt, hat die Zusammenhänge meiner Meinung nach nicht verstanden. In jeder Zeit der Kunstgeschichte gab es die passende Architektur – und das zugehörige Design. Dennoch werden wohl noch einige Jahre vergehen, bis man Designgeschichte studieren kann und das Thema nicht nur im Kunsthistorik-Studium angeschnitten wird.

Welches Verhältnis haben Sie persönlich zur Wertsteigerung von Kunst- und Designobjekten?

Der Design- und Kunstmarkt bzw. dessen Galerien sind ein Spiegel der Konsumgesellschaft. Wo eine anerkannte Sammlung zu besitzen in gewissen Kreisen als Statussymbol gilt. Wo Mobiles von Alexander Calder, Stühle von Jean Prouve und konservierte Schweinehälften von Damien Hirst nicht fehlen dürfen. Codes, die von guten Geschäftsleuten geschaffen werden, um dann in Büchern wie „Lofts in Paris“, hunderten Magazinen und abertausenden Blogs internationalen Hype zu erfahren. Mit Neugier, Experimentierfreude, mit Mut, mit eigener Persönlichkeit hat das wenig zu tun. Hier sind Kopisten am Werk, die keine eigene Haltung zu den Dingen haben.

Show: Kunstdesign nach 1945, Foto: Katarina Ivanisevic Frank Landau

Show: Kunstdesign nach 1945, Foto: Katarina Ivanisevic

PAULINA’S FRIENDS setzen sich dafür ein, schöne, zeitlose Kunst & Design-Artikel nicht nur einer gutsituierten „Stilelite“, sondern eben der Mehrheit der Bevölkerung zugänglich zu machen. Müssen wir hier vielleicht etwas auf gesellschaftspolitischer Ebene neu denken?

Vielleicht liegt es gerade in Deutschland auch am Schubladendenken, an der kaum stattfindenden Vermischung der Gesellschaft. Hippster-Nerds umgeben sich mit Hippster-Nerds, Punker mit Punkern, Kulturinteressierte mit Kulturinteressierten und Wohlhabende mit Wohlhabenden. Und gerade Berlin kann mit seiner hohen Dichte an Harz IV Empfängern so bald nicht mit der im wahrsten Sinne des Wortes hohen Kapitaldichte New Yorks mithalten. Verkaufe ich gerade deswegen einen Großteil meiner Ware in die Stadt, die niemals schläft?

Show: FAVORITES II – for sale, Foto: Katarina Ivanisevic Frank Landau

Show: FAVORITES II – for sale, Foto: Katarina Ivanisevic