Bernd Hanrath
Wildnis als Inspirationsquelle
Bernd Hanrath hat sein künstlerisches Schaffen der realistischen, gegenständlichen Naturdarstellung gewidmet. Ein Maler und Illustrator, der sich auf Hirsche, Füchse und Wildschweine & Co. spezialisiert hat, ist schnell unter den etablierten Vorurteilen als nicht zeitgemäß begraben. Das stört ihn jedoch nicht, ganz im Gegenteil: mit seinen Motiven unterwirft er sich doch dem Urteil eines Publikums, das nicht nur fachkundig ist, sondern seine Bilder auch emotional betrachtet. Durch die Konzentration auf das Tier in ungewöhnlichem Ausschnitt oder in übernatürlicher Größe wird deutlich, wie nahe dem Betrachter ein Tier durch die Sichtweise eines Künstlers gebracht werden kann. Ein Wildschwein oder ein Hirsch im Maßstab 1:1 vermittelt auch dem Zivilisationsmenschen etwas von der Faszination der uns umgebenden Tierwelt.
Aus einem Interview zwischen Bernd Hanrath und Dr. Jörg Bockow
Waren Tiere schon immer Dein Faible?
Ja, schon von Kindesbeinen an. Aber ich glaube jedes Kind mag Tiere. So wie jedes Kind auch gerne Tiere malt. Nur die meisten hören damit auf….. Als kleines Kind hatte ich durch ein unangenehmes Erlebnis panische Angst vor Hunden. So sehr, das meine Eltern sozusagen als Therapie einen kleinen Hund angeschafft haben. Heute darf man sagen, dass es eine gute Idee war! Nah waren mir dann Hunde und Katzen, Stubenvögel und auch Nutztiere. Als Jugendlicher hatten es mir besonders Pferde angetan, die ich auch angefangen habe, zu malen. Als junger Erwachsener war es das Wild, was mich besonders fasziniert hat. Und daran hat sich bis heute wenig geändert.
Du bist mit deinen Gemälden ein Verfechter des Tierschutzes?
Nein, nicht wirklich. Mit dem Tierschutz als Idee bin ich voll und ganz einverstanden, nur mit vielen Tierschützern bin ich nicht kompatibel. Ich verbinde heute mit diesem Begriff fast nur noch Probleme und die sind für mich keine gute Inspiration für meine Arbeit. Menschen mit Profilierungssucht, Politiker mit Kalkül um Wählerstimmen, Tierschutzorganisationen auf der Jagd nach Spendengeldern und und und….Ich möchte nicht heucheln, ich würde für den Schutz der Tiere und der Umwelt malen. Ich male in erster Linie für mich, weil es Teil meines Lebens ist. Es vergeht kein Tag, an dem ich mir nicht „bildliche“ Gedanken machen würde.
Also keine Parteinahme für die Tiere?
Doch, selbstverständlich. Wenn´s drauf ankommt, so zum Beispiel bei dem Mops und seinem Urahn, dem Wolf. „Was hat der Mensch daraus gemacht?“ könnte der Titel eines Bildes lauten. Und wenn ich mich als freiberuflicher Tiermaler, der auch auf Kundenaufträge angewiesen ist, unter „Ich male keine Möpse mehr“ in sozialen Netzwerken oute, ist das durchaus eine eindeutige Parteinahme.
Du malst fast nur Tiere unserer heimischen Welt. Warum keine exotischen Tiere?
Weil ich nur die „persönlich“ kenne. Weil ich nur durch die erlebte Natur meine Kreativität ausleben kann. Weil ich den Betrachter lieber mit Hasen, Füchsen und Rehen in Erstaunen versetze als mit Tigern und Elefanten. Die sehe ich so selten, wenn ich mit den Hunden raus gehe… Außerdem habe ich bei keiner exotischen Art die vielfältigen Möglichkeiten, meinen Wissensdurst zu stillen. Ich sauge alle Informationen auf, die ich bekommen kann. Als erstes stehen mir Publikationen aller Art, exzellentes Fotomaterial und Filme zur Verfügung. Dann suche ich den Kontakt zu Tierhaltern und Züchtern, bei denen man nicht nur die Tiere hinterm Zaun sehr nahe vor Augen hat, sondern einen großen Erfahrungsschatz durch jahrelange Liebhaberei. Zoologische Gärten und Tierparks gibt es fast überall. Jäger wissen viel übers Wild, Falkner über die Greifvögel. Präparatoren können mir über die Anatomie viel wichtiges vermitteln.
Gibt es eine Botschaft in deinen Gemälden?
Keine bewusste. Dafür sind auch die Beweggründe für die verschiedenen Motive zu unterschiedlich. Mal ist es die Farbe, die mich herausfordert – wie zum Beispiel bei dem Kolkraben und dem Timberwolf. Mal ist es eine zufällige Begegnung – wie der überraschte Fuchs auf dem Weg. Bewusst vermitteln möchte ich eines ganz sicher: meine Faszination für das „wilde Leben“ und meine Freude daran, das so malen zu dürfen.
Wie kommst Du auf deine Bildideen?
Ganz unterschiedlich. Wie schon gesagt, mal ist es die Farbe. Mal ist es eine Geschichte. Oder eine Fabel. Manchmal ist es die Begegnung mit anderen Tierhaltern oder mit Züchtern, mit denen man sich austauscht. Dann geht oft das Kopfkino an und es entstehen Bilder in der Fantasie. Es kommt vor, dass ich Bildbestandteile kombiniere, die ich seit Jahren vor Augen habe. Ich bin halt nur nicht drauf gekommen…..Vielleicht braucht es nur seine Zeit, um Vertrautes neu zu sehen. Wie auch immer – in einem Punkt bin ich mir sicher: man kann es nicht erzwingen. Und man muss es lieben…