GRAF SEIBERT
Graf und Seibert wurden im Jahr 2004 direkt beste Freunde, als sie sich zufällig nach dem Studium an der Design Academy Maastricht zum ersten Mal trafen. Seitdem war es ein gemeinsamer und tief empfundener Drang von Graf Seibert, die Absurditäten unserer wohlhabenden westlichen Gesellschaft zu reflektieren und sie im Rahmen von Kunstperformances, öffentlichen Interventionen und nun auch in Form von Möbelstücken zu übersetzen. Dazu verwenden sie den Ansatz, Design-Archetypen und Formen zu zitieren, die das industrialisierte Gehirn instinktiv versteht. Wichtigste Zutaten sind dabei dunkle Phasen der eigenen Vergangenheit und ein Grinsen.
PSYCHO FURNITURE
Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt. Eigentlich brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Schaut man sich unsere Gesellschaft aber genauer an, so ist auffällig, dass in den letzten 10 Jahren vor allem die Anzahl an psychischen Erkrankungen rasant gestiegen ist – laut aktuellen Studien über 76%. Immer mehr Menschen halten dem extremen Druck unserer Leistungsgesellschaft nicht mehr Stand. Trotzdem handelt es sich noch immer um ein riesiges TABU-Thema. Psychische Störungen machen uns unfähig am normalen Leben teilzunehmen. Eine psychische Krankheit ist wie ein Tattoo im Gesicht. Nicht wenige ritzen sich die Spuren ihrer Krankheit gleich selbst in die Arme. Die Narben bleiben. Weiter gedacht, könnte eine logische Konsequenz daraus sein, dass sich auch unsere Umwelt infiziert. Möbel und Objekte in unserer Umgebung beginnen genauso unter psychischen Störungen zu leiden wie ihre Besitzer. Läuft man über die größte Möbelmesse der Welt, so wird man regelrecht erschlagen von Design. Es gibt Unmengen an Designmöbeln. Unendliche Variationen. Wie viel Design braucht die Welt? Was bedeutet es, Designer zu sein? Bedeutet es, seiner Umwelt Form zu geben? Und somit auch Verantwortung zu tragen? Die neue Möbelserie „psycho furnitures“ der beiden selbstständigen Aachener Designer Patricia Yasmine Graf & Fabian Seibert wirft Fragen auf. Wie viel Licht spendet eine depressive Lampe? Oder steht sie eher symbolisch für die Schattenseite unserer Leistungsgesellschaft? Erfüllt ein magersüchtiges Bett noch seinen Zweck? Oder entsteht eine neue Perspektive? Kann eine Kommode mit multipler Persönlichkeitsstörung vielleicht sogar die Lösung sein – im Beziehungsstreit beim Einrichten der ersten gemeinsamen Wohnung?