Guillermo Aguilar-Huerta
Guillermo Aguilar-Huerta
Geometrische Abstraktionen
Guillermo Aguilar-Huerta überzieht banale Trägerkomponenten aus dem industriellen Produktionskontext mit einer fröhlichen Oberflächenästhetik. Dabei wird der Transportutensil weder vorher noch nachher veredelt, sondern es entzieht sich seiner Bedeutung als Verpackungsrest und wird zu einem zeitgenössischen Kunstträger. Diese Fusion geht einher, als ob es ein selbstverständlicher Prozess sei und resultiert in Objekten, deren Oberflächen strikt geometrisch-abstrakten Farbspielen folgen. Sie verschlüsseln in unendlicher Variation ornamentale Farb- und Formen-Codes, die von prähistorischen Kulturen wie den Mayas bis zu zeitgenössischer Kunstgeschichte beeinflusst sind.
Die Rauminstallationen des mexikanischen Künstlers sind grenzenlos, können sich verändern und wachsen und spiegeln so das Leben in seiner Vielfalt und Dynamik. Universal vereinigt in sich die Milchstraße und Sternnebeln, kurz gesagt ganze Galaxien. Es ist eine Reise nicht nur zu den Sternen, sondern auch in der Zeit zurück zu der Herrschaft der Maya, die Guillermo, so sagt er, in den „Genen liegen“. Ein „galaktisches Morgengrauen“, das jenen bedeutenden Schritt kollektiven Erwachens festhält, an dem der Mensch mit heute zum größten Teil noch ungeklärten Methoden Weltraum und Natur berechnete und entschlüsselte. Eine Wissenschaft, die Mathematik und Natur verband, sich ergänzte und nicht ausschloss. Im Gegensatz zu der heutigen Wissenschaft, die vor allem dazu dient, die Natur zu verändern, auszugrenzen, „gefügig“ zu machen. Letztendlich entfremdet sich der Mensch der Natur immer mehr und wird gleichzeitig selber zum Opfer: von Industrialisierung und Globalisierung. Aus diesem Grund wählt Guillermo für seine Arbeiten bewusst vorzugsweise ausgediente Verbrauchsmaterialien wie Plastik oder Karton. Der Koffer steht für Spannung und Neugier. Eine Neugier, die notwendig ist, um den Mut aufzubringen, Dinge zu öffnen, Neues zu entdecken und – wenn auch nur – gedanklich auf Reisen zu gehen. Auch die Muster und Ornamente auf Textilien sind Teil der Symbolsprache und so wundert es nicht, dass der Künstler, der selber überhaupt keine Mathematik aber dafür umso mehr Geometrie mag, sich von dem kleinen Museum in Südmexiko, in dem sich unzählige Maya-Textilien aufbewahrt werden, magisch angezogen fühlte. Guillermo Aguilar-Huerta bietet uns eine „geistige“ Neuschöpfung, die die organische und anorganische Welt verbindet, aber auch den Mikro- und Makrokosmos mit einem Aus- und Einblick ins Universum. Ein Sprung vom ganz normalen Alltagsleben über ein Leben in den Elementen, von der Natur bis hin zur Wissenschaft, zu Abstraktion und Universum. Das Bewusstsein, dass alles ineinandergreift, im Kleinen wie im Großen, das eben genau diese Mischung es ausmacht: unser Leben!
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